Rede von Christoph Bauer M.A. anlässlich der Eröffnung der Ausstellung

TONI SCHNEIDERS – FOTOGRAFIE

30. Juli bis 24. September 2006

Ausstellungseröffnung im Städtischen Kunstmuseum Singen am 30. Juli 2006

Sehr geehrter Oberbürgermeister Ehret, liebe Ulrike Schneiders, sehr geehrte Damen und Herren,

die Freunde der künstlerischen Fotografie unter Ihnen erinnern sich sicherlich noch der Ausstellung „Blick und Bild“, welche wir, das Städtische Kunstmuseum Singen, zusammen mit der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz und dem Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen, als ersten überblick über die Geschichte der „Fotografie am Bodensee von 1920 bis heute“ (so der Untertitel) im Jahr 2002 zeigten. Zusammen mit Siegfried Lauterwasser und Heinz Hajek-Halke ragte ein Vertreter der >subjektiven fotografie< mit großartigen Schwarz-Weiß-Fotografien aus der Fülle der gezeigten Arbeiten heraus. Die Rede ist von Toni Schneiders, in dessen Ausstellung einzuführen ich heute die Ehre und Freude habe.

Ja, es ist eine große Genugtuung, dass der Kontakt heute sichtbar in eine umfassenden Werkschau über den >subjektiven< und den Reisefotografen Toni Schneiders einmündet. Ich freue mich, dass wir diese Retrospektive und die zugehörige Publikation dank der Unterstützung des Fotografen und seiner Frau, der Sparkasse Singen-Radolfzell und in Kooperation mit dem Landesmuseum Koblenz realisieren können. Schneiders Fotografien wurden in zahlreichen Publikationen, Fachzeitschriften und Ausstellungen im In- und Ausland vorgestellt; befinden sich in den großen deutschen Fotosammlungen – endlich, meine Damen und Herren, endlich ist nun auch im Bodenseeraum eine größere Schau des in Lindau/Bad Schachen lebenden Fotografen zu sehen, dessen Werk nicht nur, aber auch für unseren Raum von so eminenter Bedeutung ist.

Toni Schneiders wurde 1920 in Urbar bei Koblenz geboren. Nach Schulzeit und anschließender Fotografenlehre wurde er 1940 Soldat und Frontberichterstatter bei den Fallschirmjägern. Nur kurz arbeitete der nach dem Kriegerlebnis stets um Unabhängigkeit ringende, seit 1947 bzw. 1952 am Bodensee lebende Fotograf in bestehenden Labors bzw. Fotoateliers. Schnell machte er sich aus beengenden Verhältnissen frei und als Werbe-, Industrie- und Reisefotograf sowie, seit den fünfziger Jahren, als Illustrator zahlloser Fotobücher selbständig; stets tatkräftig unterstützt von seiner Frau, welche das unermüdlich anwachsende, umfangreiche Archiv mit Aufnahmen von Landschaften, Städten und Kunstwerken, zu dem die ganze Fotografenfamilie Schneiders Beiträge leistete, betreut. Nicht wenige dieser Panorama-, Landschafts- und Architekturbilder, meine Damen und Herren, bestimmen heute unsere kollektive Bildvorstellung vom Bodensee wesentlich mit.

Nur einmal sollte sich der Individualist Toni Schneiders einer Gruppe anschließen – und das, meine Damen und Herren, mit Folgen für die Geschichte der modernen Fotografie im Nachkriegsdeutschland. Sechs junge Fotografen: Otto Steinert, Peter Keetman, Wolfgang Reisewitz, Ludwig Windstoßer, der „Überlinger“ Siegfried Lauterwasser und der „Lindauer“ Toni Schneiders – sie schlossen sich 1949 zur Gruppe >fotoform< zusammen. Auf gemeinsamen Sonderschauen, insbesondere auf den Kölner >Photokina<-Messen 1950 und 1951, sorgten sie für Furore. Die Gruppe setzte sich mit ihren gemeinsam jurierten Bildern selbstbewusst und spektakulär von der konventionellen, traditionellen Fotografie der Nachkriegszeit ab. Schnell vernetzte sie sich mit weiteren avantgardistischen Fotografen und Fotoschulen. Von dieser Gruppe, meine Damen und Herren, ging der wesentliche deutsche Beitrag zur internationalen Bewegung >subjektive Fotografie< aus. Wiewohl das Ziel von >fotoform< nicht die Herausbildung eines gemeinsamen Stils war; alle Mitglieder individuell unterscheidbar blieben, so knüpften alle Fotografen erkennbar an die Ästhetik des >Neuen Sehens< seit den zwanziger Jahren sowie an die Fotografie der >Neuen Sachlichkeit< und des >Bauhauses< an. Deren „Härte“, Technizismus und normative volkspädagogische Ansprüche lehnte sie jedoch ab. Im Wissen um einen Neuanfang ging es >fotoform< um die Ausbildung und Etablierung einer neuen Haltung in der Fotografie. Damit überwanden sie die 1933 ideologisch bedingte Unterbrechung der Moderne und machten die im Nationalsozialismus propagandistisch missbrauchte Fotografie wieder glaubwürdig. Was die Mitglieder der losen Runde einte, das waren ihre bewusst individuelle und subjektive Auseinandersetzung mit dem geschauten Objekt und ihr Wille zur schöpferischen Bildgestaltung mit ausschließlich und spezifisch fotografischen Mitteln. Der häufig nahsichtig gezeigte, in pointierter fotografischer Perspektive erfasste, aus räumlichen wie zeitlichen Kontexten herausgelöste Bildgegenstand sollte nicht bloß reproduktiv abgebildet werden. Vielmehr geht es darum, diesen zur einprägsamen Form zu verdichten. Der subjektive Fotograf, der die geschaute äußere Welt und das fotografisch gestaltet Bild ins Verhältnis zueinander setzt, kennt „keine Unterscheidung von Form und Inhalt. Er zeigt die Inhalte selbst, stofflich verhaftet, herausgeschnittene Oberfläche“ (Hans Finsler).

Was aber, meine Damen und Herren, ist denn nun das Besondere der Arbeiten Toni Schneiders gegenüber seinen Kollegen der Gruppe >fotoform< ? Nun, Schneiders Fotografien zeichnen sich durch überaus bildhafte, sorgsam begrenzte Bildausschnitte, durch betonte, ja steile, den Horizont häufig ausblendende Aufsichten sowie durch klare, ausgleichende Kompositionen aus. Man bemerkt den Blick fürs Detail. Das Spiel von Licht und Schatten, Hell und Dunkel, Tiefe, Schärfe und Kontrast, so dass sich lineare Strukturen zu eher homogen gehaltenen Flächen ins Verhältnis setzen, beherrscht Schneiders souverän. Die subtile, dabei kontrastreiche Umsetzung seiner Bildelemente und der Bildebenen in die Tonwerte der Schwarz-Weiß-Skala sind für den Kamerameister Schneiders ebenso charakteristisch wie sein untrügliches Erfassen der gestaltprägenden Strukturen seiner Motive. Bewegung im Bild durch Verwischen, Mitgehen oder Zeitaufnahmen, überschneidungen und verjüngende Räumlichkeit, Mehrfachbelichtungen, übereinanderkopieren oder das Mittel der Unschärfe setzt Schneiders sehr zurückhaltend ein. Er respektiert und vertraut auf die Erscheinung seiner auf- und vorgefundenen Bildgegenstände. Das geduldige Warten auf das richtige Licht, mithin auf den besten Aufnahmezeitpunkt, und Schärfe bis zum Bildrand erzeugen in Schneiders Aufnahmen jenes Bildkontinuum, durch das jedes einzelne Bild wie ausgeschnitten wirkt aus einer potentiell unendlich erfahrenen Welt. Die Wirkung dieser Fotografien liegt nicht zuletzt darin begründet, dass in ihnen die Zeit vollkommen still steht, uns die Dinge gestochen scharf vor Augen treten.

Toni Schneiders betont also die bildimmanenten und spezifisch fotografischen Gesetzmäßigkeiten. Und dies hat, wie bei seinen >fotoform<-Kollegen auch, abstrakte Tendenzen zur Folge. Und doch bleibt der „Augenmensch“ Schneiders, der Dunkelkammerexperimente und Atelieraufnahmen letztlich meidet, die Bedeutung des eigenen Abzugs im Labor dagegen herausstellt, stärker noch als alle >fotoform<-Mitglieder ein Fotograf des Sichtbaren. Er braucht den Bildgegenstand; seine Kamera hält immer auch Ausschnitte des Wirklichen festhält. Noch in den reduziertesten Strukturaufnahmen vermag der Betrachter den Bildgegenstand der äußeren Dingwelt zuzuordnen. Abstrakt wird Schneiders nie. In seinen Augen ist auch die Form nur Mittel. Sie allein jedoch vermag jene Aussage zu fassen, die Schneiders selbst mit Begriffen wie „Stimmung“, „Ausdruck“, das „Zeitlose“ usw. umschreibt. In diesem Sinne, meine Damen und Herren, versteht Toni Schneiders seine Fotografie als Dokumentation: „Jedes Foto ist ein Ausschnitt und ein Teil der Wahrheit“ (Schneiders). Der Perspektivwechsel im Bild führt nicht weg von der Realität, sondern auf diese hin.

Aus diesem Grund, meine Damen und Herren, machte es in meinen Augen auch keinen Sinn, die Aufnahmen der ära >fotoform<, d.h. die freien Arbeiten der fünfziger Jahre, von jenen Reisebildern streng abzutrennen, die seit 1953 im Geist einer humanistischen >Life>-Fotografie in äthiopien, Sardinien, Kreta, Jugoslawien, Skandinavien, Japan usw., aber auch im Inland entstanden. Sicher, es gibt hier graduelle, nicht zuletzt aus der Aufgabenstellung resultierende Unterschiede – sie diese sind keineswegs grundsätzlicher Art. Und so freue ich mich, dass wir in dieser Ausstellung zu den bekannten Strukturfotografien, welche zwischenzeitlich zu Klassikern der modernen Fotografie avanciert sind, zahlreiche Aufnahmen des Landschafts-, Reise-, Technik- und Menschenfotografen zugesellen können.

Was uns an den hier ausgestellten Landschafts- und Menschendarstellungen des großen Fotografen fasziniert, das ist – neben der beschriebenen formalen Kraft, dem Bildhaften und der Wahl des richtigen Aufnahmezeitpunkts – die Ruhe und die Würde, das Unaufgeregte und das Zeitlose, das von diesen Aufnahmen ausgeht. Nach Krieg und Nationalsozialismus steht Schneiders Reisefotografie seit den fünfziger Jahren für Aufbruch. Unterwegs sein, frei sein, die Welt und die Menschenfamilie entdecken, aber auch die eigene Heimat neu, d.h. nicht unter ideologischen Vorzeichen sehen – das strahlen Schneiders Bilder aus. Und wir, die Betrachter, schauen ein wenig wehmütig auf diese Bilder, weil wir selbst, desillusioniert durch eine fotografisch und touristisch vermessene Welt und Heimat, die „Unschuld des Auges“ verloren haben.

Meine Damen und Herren, ich würde mich freuen, wenn diese Ausstellung ein Beitrag dazu leistete, die gestalterische Kraft, welche das gesamte Schaffen von Toni Schneiders auszeichnet, neu in den Bodenseeraum zu vermitteln. Schneiders hat maßgeblichen Anteil an der Erneuerung der Fotografie in Deutschland nach 1945. Er zählt zu jenen Kamerakünstlern, die den Boden bereitet haben für die künstlerische wie kulturelle Anerkennung der Fotografie. Seine Bilder prägen zudem stark unsere kollektive Vorstellung vom Bodenseeraum.

Einfach, klar, wahr und zeitlos soll, so Toni Schneiders, ein Foto sein. Mit diesem Anspruch stellt er sich und sein gesamtes Werk in die Tradition des >Neuen Sehens<. Und doch hatte Toni Schneiders die Kraft, gestärkt durch seinen Anteil an der Gruppe >fotoform<, darüber hinaus zu wachsen. Ein „Wirklichkeitsmensch“ ist er dabei letztlich geblieben. Er zeigt uns, bis heute, schwarz auf weiß, wie aufregend die Schau des Lebens durch ein Temperament hindurch sein kann.

© Christoph Bauer < eMail an Christoph Bauer >

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Begrüßung zur Ausstellungseröffnung

TONI SCHNEIDERS – FOTOGRAFIE

Oliver Ehret
Oberbürgermeister der Stadt Singen (Hohentwiel)

Sehr geehrte Familie Schneiders, lieber Herr Bauer, meine sehr geehrten Damen und Herren,

am 13. Mai 2005 feierte Toni Schneiders seinen 85. Geburtstag. Dies war uns Anlass, einem der wichtigsten Persönlichkeiten der Fotografie in Deutschland nach 1945 eine umfangreiche Einzel- und überblicksausstellung in den Räumen unseres Städtischen Kunstmuseums Singen auszurichten. Dies nicht zuletzt auch deswegen, weil Toni Schneiders in unserem Raum, in Lindau – Bad Schachen, lebt und arbeitet und sowohl mit seinem freien wie auch auftragsbezogenen Aufnahmen unsere bildliche Vorstellung vom Bodensee maßgeblich mit geprägt hat.

Wir haben, nicht zuletzt auf Anraten des Kamerameisters, mit der Ausrichtung der Schau in Singen ein Jahr gewartet, da es durch die Kooperation mit dem Landesmuseum Koblenz möglich wurde, Schneiders Arbeit am Bodensee als wichtigen Teilaspekt seines Schaffens mit in die umfassende Publikation aufzunehmen. Wir danken an dieser Stelle den Koblenzer Partnern, aber auch – und nicht minder herzlich – der Sparkasse Singen-Radolfzell, die durch ihr finanzielles Engagement die Qualität der Ausstellung vor Ort ermöglicht.

Toni Schneiders und seine Gattin wären heute gerne hier bei uns. Allein aus gesundheitlichen Gründen kann er aber leider nicht zu uns kommen. Er erholt sich z. Zt. von einer Star-Operation und es geht ihm der Hitze wegen nicht wohl. Es freut uns aber, dass Vertreter der Familie Schneiders, insbesondere seine Tochter, Frau Ulrike Schneiders, heute stellvertretend anwesend sind. Bitte grüßen Sie Ihren Vater herzlich, richten Sie ihm unsere Genesungswünsche aus und berichten Sie ihm von unserer Freude über die gelungene, eindrückliche Ausstellung.

Die Stadt Singen feierte soeben ihr Hohentwiel-Fest. Der Abzug zahlreicher Mitarbeiter für dieses Fest und die sommerliche Hitze erschwerten den Aufbau dieser Schau. Ich danke aus diesem Grunde ausdrücklich dem kleinen Team unter unserem Museumsleiter, Herrn Bauer, für deren tatkräftiges Wirken. Zusätzlich zur Ausstellung „Toni Schneiders – Fotografie“ ermöglichen wir unseren Besuchern Einblicke in das künstlerische Wirken der >Höri-Künstler<, welche zeitgleich, z. Zt. befreundet mit Toni Schneiders, im Bodenseeraum wirkten. Insbesondere Herrn Schuldt danken wir für seine mehrtägige, ehrenamtliche Aufbauleistung.

Ich freue mich mit Ihnen auf die Schwarz-Weiß-Fotografien von Toni Schneiders und wünsche der Ausstellung Resonanz und Erfolg!

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Medieninformation

TONI SCHNEIDERS – FOTOGRAFIE

30. Juli – 24. September 2006

Die >subjektive Fotografie<, maßgeblich initiiert durch die Gruppe >fotoform< (1951-57), ist der wichtigste Beitrag zur Erneuerung der Fotografie in Deutsch-land nach 1945. Das Städtische Kunstmuseum Singen zeigt in einer breit angelegten Retrospektive einen ihrer markantesten Vertreter – den in Lindau am Bodensee lebenden Fotografen Toni Schneiders. Viele seiner Arbeiten haben sich in unser kollektives Bildgedächtnis eingegraben. Gehörten seine Schwarz-Weiß-Fotografien in den fünfziger Jahren zur Avantgarde, so sind sie zwischenzeitlich zu Klassikern der modernen Fotografie geworden.

Aus Anlass seines 85. Lebensjahres stellt das Städtische Kunstmuseum Singen rund 180 Arbeiten des „Altmeisters“ vor und bietet damit einen umfassenden überblick über das gesamte Schaffen Toni Schneiders. Den zentralen und bekannten Arbeiten aus der Ära >fotoform< sind bewusst weniger bekannte Aufnahmen des Landschafts-, Reise-, Kunst-, Technik- und Menschenfotografen Toni Schneiders zugesellt worden. Alle Arbeiten sind charakterisiert durch jenen Formwillen und hohe gestalterische Kraft, welche das Gesamtwerk dieses Kamerakünstlers auszeichnet.

In Urbar bei Koblenz kam Toni Schneiders 1920 zur Welt. Nach Schulzeit und Fotografenlehre in Koblenz wurde er 1940 Soldat und Kriegsberichterstatter. Nach Kriegsende arbeitete er als freier Bildjournalist, Werbe- und Reisefotograf. Seit 1947 bzw. 1952 lebt und arbeitet er am Bodensee; zunächst kurz in Meersburg, dann in Lindau. Mit dem Maler Julius Bissier (1893-1965) in Hagnau verband ihn eine enge, anregende Freundschaft. Der Aufbau eines umfangreichen Bildarchivs zur europäischen Kunst- und Kulturgeschichtliche seit den siebziger Jahren macht ihn, bis heute, zu einem gesuchten Illustrator zahlreicher Fotobücher; u.a. auch von Landschaften, Städten und Kunstwerken rund um den Bodensee. Gemeinsam mit Otto Steinert (1915-1978), Peter Keetman (1916-2005), dem „überlinger“ Siegfried Lauterwasser (1913-2000), Wolfgang Reisewitz (*1917) und Ludwig Windstoßer (1921-1983) gründete er 1949 die legendäre Gruppe >fotoform<, welche ab 1951 regelmäßig auf den großen Fotoausstellungen und Messen der Zeit vertreten war. Ziel war nicht die Ausbildung eines gemeinsamen Stils, sondern – im Wissen um einen Neuanfang – das Anknüpfen an die Traditionen des >Neuen Sehens<. Kurz: es ging um die Ausbildung einer neuen Haltung in der Fotografie. Die in der Zeit des Nationalsozialismus zu propagandistischen Zwecken missbrauchte Gattung wurde nicht zuletzt durch die >Subjektiven< wieder glaubwürdig. Seit Ende der fünfziger Jahre bis in die siebziger Jahre hinein unternahm der „Abenteurer“ Schneiders ausgedehnte Reisen in Europa, Nordafrika und Südostasien, von wo er zahlreiche Landschafts- und Menschenaufnahmen mitbrachte. Diese Aufnahmen bezeugen Schneiders großes Können weit über die Jahre von >fotoform< hinaus. Folglich verlieh ihm die Deutsche Gesellschaft für Photographie 1999 ihren Kulturpreis in Anerkennung seines gesamten Lebenswerks.

„Einfach, klar und wahr“ soll eine Fotografie sein: „Eine gute Fotografie ist zeitlos!“, sagt Toni Schneiders. Für ihn erwächst eine gültige, ausdrucksstarke Fotoaufnahme aus der Haltung des Fotografen. Für den „Altmeister“ Schneiders meint dies: der Respekt gegenüber dem subjektiv geschauten Motiv, großes technisches Können und das Vermögen, dem gezeigten Gegenstand eine verdichtete, bildhafte Form zu geben, gehören zusammen. Schneiders Fotografien zeichnen sich durch die Wahl charakteristischer Ausschnitte, betonte Aufsicht, klare Komposition, Tiefe, das kontrastreiche, virtuos beherrschte Spiel von Licht und Schatten, Hell und Dunkel, durch subtile Tongradation sowie durch ein untrügliches Gespür für die gestaltprägenden Strukturen des Motivs aus. Wie seine >fotoform<-Kollegen, so betont auch er die bildimmanenten Gesetzmäßigkeiten. Das hat abstrakte Tendenzen zur Folge, doch bleibt der „Augenmensch“ Schneiders, der Dunkelkammerexperimente und Atelieraufnahmen mied, stärker noch als seine Mitstreiter ein Fotograf des Sichtbaren, des Wirklichen und Wahrhaftigen: „Jedes Foto ist ein Ausschnitt und ein Teil der Wahrheit.“ Schneiders Werk bewegt sich folglich auf dem Grat zwischen dokumentarischer Fotografie und abstraktem Realismus.

Bewusst kombiniert das Städtische Kunstmuseum Singen das fotografische Oeuvre Toni Schneiders mit Gemälden und Graphiken jener Künstler, welche von 1933 ab bis in die fünfziger / sechziger Jahre auf der Höri und am Bodensee arbeiteten. Mit vielen war der stets an Kunst interessierte, häufig Kunstwerke aufnehmende Fotograf bekannt – so zum Beispiel mit Julius Bissier oder Otto Dix. Vergleichend und aus heutiger Sicht werden dem Betrachter die Nähen zwischen bildender Kunst und subjektiver Fotografie in jener Zeit bewusst.

Zur Ausstellung erscheint im Hatje-Cantz-Verlag die Monographie: Toni Schneiders – Fotografie, hg. von unserem Kooperationspartner, dem Landesmuseum Koblenz, mit Aufsätzen von J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, Ulrich Pohlmann und Christoph Bauer, 188 S., 141 Duoton-Aufnahmen, zum Museumspreis von € 29,90.

Eröffnung: Sonntag, 30. Juli 2006, 11.00 Uhr (s. gesonderte Einladung)

Unsere Öffnungszeiten:
Dienstag: 10 – 12, 14 – 18 Uhr
Mittwoch – Freitag: 14 – 18 Uhr
Samstag + Sonntag: 11 – 17 Uhr

Weitere Informationen und Bildmaterial geben wir Ihnen gerne.
Für die Vereinbarung von Führungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Eintritt:
€ 3,-- / red. € 1,50

Mit freundlicher Unterstützung durch: Sparkasse Singen-Radolfzell

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